Die andere Welt





Autor/in: Julie Cohen

Verlag: DIANA 

Seiten: 383

Preis: 10,99 EUR

geschmökert: 12.02.20-19.02.20



Inhalt


Ein Leben, zwei Welten.

Louise und Louis haben alles gemeinsam, bis auf eines: ihr Geschlecht. Beide wachsen zu willensstarken jungen Menschen heran, verlieben sich, träumen davon, Romane zu schreiben - und verlieren in einer dramatischen Nacht viel zu früh das Vertrauen ins Leben. Dreizehn Jahre später können beide nicht mehr vor der Vergangenheit davonlaufen und kehren in die Heimat zurück. Was denkt und fühlt Louise, was Louis? Wie verlaufen zwei Wege, die mit nur einem Unterschied beginnen?



Meine Meinung 


Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich beim Lesen des Klappentextes etwas anderes von diesem Buch erwartet hatte. Ich dachte es wäre sehr viel gesellschaftskritischer und würde viel die Klischees behandeln, die mit dem weiblichen und männlichen Geschlecht einhergehen. Doch so war es nicht. Das Leben von Louis/Louise wird nicht durch Klischees bestimmt, die sie aufgrund ihrer Geschlechter erfahren. 
Doch obwohl ich mir etwas anderes vorgestellt hatte, war das Buch ausgesprochen lesenswert. Louis und Louise sind nämlich wirklich exakt dieselbe Person und unterscheiden sich eben nur durch ihr Geschlecht. Und gerade durch dieses Detail treffen sie manches Mal andere Entscheidungen in ihrem Leben, die schon in der Kindheit anfangen, die ihr ganzes weiters Leben beeinflusst. 
Das Buch beginnt mit Geburt des Kindes, einmal aus Sicht der Mutter und dann aus Sicht des Vaters geschildert. Im Folgenden wechseln sich die Kapitel dann ab: einmal erfährt man aus Louises aktuellem Leben, dann aus Louis. Dabei steht aber immer im Hintergrund, dass beide, bis auf ein paar Details, dasselbe Leben führen und dasselbe erleben. Die Kapitel sind allerdings so aufgebaut, dass die Geschichte wirklich fortlaufend erzählt wird und nicht jedes Mal das gleiche Ereignis aus zwei Perspektiven erzählt wird, was wirklich gut war, da es wahrscheinlich sehr ermüdend gewesen wäre, alles doppelt zu lesen. Aber so war es eine wirklich gute Erzählstruktur und es hat auch nochmal deutlicher werden lassen, dass es sich bei Louis und Louise um ein und dieselbe Person handelt. 
Inhaltlich hat es zunächst sehr vorhersehbar gewirkt. Louis und Louise leben aufgrund von Ereignissen, die sich in ihrer Jugend abgespielt haben, leicht veränderte Leben: Beide wohnen in New York, allerdings arbeitet Louise noch als Lehrerin, um sich und ihre Tochter zu versorgen, und träumt nur davon ein Buch zu schreiben, während Louis bereits eines veröffentlicht hat und auf Buchtour durchs Land reist. Beide erhalten dann jedoch schlechte Nachrichten und reisen zurück in die Heimatstadt zur Familie. Den Sommer über verbringen sie also in Casablanca, dass sich seit ihrer Kindheit stark verändert hat. In beiden Versionen der Geschichte sieht diese Veränderung  allerdings anders aus. Dort treffen sie auch wieder auf alte Freunde und durch Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Louis und Louise werden Erzählstränge aufgebaut, die sehr vorhersehbar erscheinen und in mancher Hinsicht sind sie es auch, aber mit einem Ereignis habe ich überhaupt nicht gerechnet und ich war sehr überrumpelt - aber nicht in negativem Sinne, weil es dem Buch nochmal eine andere Wendung gegeben hat und nochmal mehr zum Nachdenken veranlasst hat. 
Generell war es ein Buch zum Nachdenken. Die Geschichte an sich war gar nicht so anspruchsvoll - sie hatte definitiv schwerwiegende Momente und es war keine seichte Liebesgeschichte (wie vielleicht das Cover vermuten lassen könnte), aber sie lies sich leicht und flüssig lesen. 
Es war sehr interessant zu lesen, wie ein Leben aussehen kann, wenn sich nur das Geschlecht unterscheidet und wie sehr es die Entscheidungen beeinflusst. Und dabei ging es nicht nur um Louis/Louises Entscheidungen, sondern auch von allen nahestehenden Personen, vor allem den guten Freunden Allie und Benny, die Zwillinge sind und gemeinsam mit Louis/Louise aufgewachsen sind. Anhand der Beziehungen, die sich zwischen den drei Freunden entwickeln, lassen sich die Unterschiede, die durch das Handeln und die daraus resultierenden Situationen entstehen, am deutlichsten aufzeigen.
Aber ich möchte hier jetzt wirklich nicht auf den Inhalt eingehen, da es nur spoilern würde. 





Fazit 



Alles in allem ist es ein sehr lesenswertes Buch, das obwohl es chronologisch beginnt, die Ereignisse eher von hinten aufrollt und damit sehr viel mehr Spannung aufbaut. Nach und nach werden aber die Zusammenhänge zwischen den Leben von Louise und Louis immer deutlicher und es ist ganz leicht, die beiden als ein und dieselbe Person zu betrachten. 
Es ist eine wirklich interessante Erzählung, die einen wirklich mal darüber nachdenken lässt, wie einzelne Handlungen das Leben eigentlich beeinflussen und dass nur ein einziger Unterschied zu einer völlig anderen Verkettung von Ereignissen führen kann.



4/5 Sterne 

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